Krankheitsbilder
Welche Anzeichen und Beschwerden treten bei Jugendlichen mit einer Depression auf?
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die durch folgende Symptome gekennzeichnet ist:
- Eine depressive Verstimmung, die durchgehend besteht und länger als 14 Tage andauert.
- Verlust an dem Interesse an Aktivitäten und Dingen, die zuvor Freude bereitet haben
- Starke Tendenzen zu sozialem Rückzug
- Fehlende Energie, innere Unruhe, Verlangsamung des Denkens, Konzentrationsstörungen, Lernschwierigkeiten
- Schwierigkeiten, sich zu entscheiden
- Verändertes Ess- und Schlafverhalten
- Körperliche Beschwerden (z.B. Bauch- und Kopfschmerzen)
- Die Symptome und Probleme können so schwerwiegend sein, dass die Jugendlichen nicht mehr fähig sind, tägliche Pflichten (Schulbesuch) oder andere Aufgaben zu erfüllen.
- Das Selbstwertgefühl ist gestört, depressive Jugendliche fühlen sich weniger wert und haben Selbstzweifel. Häufig bestehen unrealistische Schuld- und Schamgefühle.
- Die emotionale Verzweiflung und der Leidensdruck können so ausgeprägt sein, dass lebensmüde Gedanken und sogar suizidale Impulse entstehen.
- Alle Jugendlichen mit einer Depression sind psychisch behandlungsbedürftig und benötigen zeitnah professionelle Hilfe!

Angststörungen bei Jugendlichen
Das Erleben von Angst ist in bestimmten gefahrvollen oder nicht überschaubaren Situationen angemessen und natürlich. Sie kann unser Leben retten, da sie ermöglicht, dass bei Gefahr schnell gehandelt wird. Angst erfasst immer den ganzen Menschen und sie zeigt sich daher auch in körperlichen Reaktionen wie erhöhter Herzschlag - gesteigerte Atmung oder auch das Anhalten der Atmung - Schweißausbrüche - Schwindel.
Psychisch sind ängstlich-sorgenvolle Gedanken und Gefühle sowie Zukunftssorgen und die Angst vor der Angst typische Beschwerden. Im sozialen Verhalten kann starkes Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug entstehen.
Wann wird die Angst bei Jugendlichen zur Krankheit? Wenn die Angst vor normalen sozialen Situationen und sozialen Interaktionen und Anforderungen unangemessen stark auftritt und scheinbar nicht mehr kontrollierbar und zu bewältigen und zu kontrollieren ist liegt eine Angststörung vor.
Angststörungen sind sehr belastend und erzeugen einen hohen Leidensdruck, da sie mit Hilflosigkeit und Schamgefühlen einhergehen und das Leben erheblich beeinträchtigen. Auch die Familien sind belastet und mit der Erkrankung überfordert aufgrund der häufigen Alltagsprobleme.

Was sind soziale Ängste?
Soziale Ängste bei Jugendlichen zeigen sich in sozialen Interaktionen in Gruppen und in alltäglichen Beziehungen. Soziale Ängste beziehen sich hauptsächlich auf das veränderte Erleben und die subjektive Einschätzung, von aussen geprüft und kritisch bewertet zu werden. Auch die Angst, in der Gruppe der Gleichaltrigen (peer group) angesprochen zu werden oder Prüfungsangst in der Schule, gehören dazu. Das Gefühl, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und die Angst, durch äußere Rückmeldung bewertet oder beschämt zu werden, kann zu lähmender Angst führen. In der Folge werden sozial und emotional gefährliche Situationen und Konflikte mit anderen Menschen wegen der Gefahr der Peinlichkeit (Zittern, Erröten, Schwitzen, Stottern, Hilflosigkeit u.a.) gemieden. Der Selbstwert der Jugendlichen ist vermindert und es besteht ein Grundgefühl der sozialen Überforderung.
Was ist eine spezifische Phobie?
Eine Phobie ist eine Angst, die nur in einer ganz bestimmten Situation oder gegenüber bestimmten Dingen auftritt. Die ausgeprägte Angst vor bestimmten Tieren (z.B. Spinnen) gehört dazu, des Weiteren Höhenangst, die Angst vor geschlossenen Räumen und Platzangst im Bus, Flugzeug oder im Fahrstuhl. Das Erleben der Bedrohung kann so ausgeprägt sein, dass sogar regelrechte Angstattacken ausgelöst werden können. Jugendliche mit einer Phobie vermeiden daher alle diese angstauslösenden Situationen. Die Einschränkungen im Alltag und der Leidensdruck können daher sehr stark sein.

Was ist eine Panikstörung?
Das Kennzeichen der Panikstörung sind nicht vorhersehbare, extrem heftige Angstattacken. Sie können ganz plötzlich ohne Vorboten auftreten und Sie gehen mit ausgeprägten körperlichen Beschwerden wie Herzklopfen, Brustschmerzen, Atemnot, schnellem Atmen (Hyperventilation), Erstickungsangst, Schwindel und eventuell sogar Todesangst einher.
Die Angst vor Kontrollverlust oder die Angst, verrückt zu werden, können das Erleben begleiten. Die Anfälle dauern in der Regel nur wenige Minuten, werden aber subjektiv vom Betroffenen länger erlebt. Der Leidensdruck bei dieser Störung ist aufgrund der permanenten Erwartungsangst (Angst vor der Angst) erheblich.

Was bedeutet die Abkürzung ADHS?
Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und die Hyperaktivitätsstörung sind durch drei Hauptsymptome gekennzeichnet:
- Konzentrationsschwierigkeiten
- motorische Unruhe
- Impulsivität.
ADHS ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung, die überwiegend genetisch bedingt ist und daher gehäuft in Familien auftritt.
- Welche Beschwerden hat ein Jugendlicher mit ADHS?
- Unruhe und einen enormen Bewegungsdrang
- Konzentrationsschwierigkeiten oder verträumtes Wesen
- Ablenkbarkeit und Vergesslichkeit
- Lautes und störendes Verhalten im Unterricht
- Ungeschickte Verhaltensweisen
Was fällt schwer:
- Abwarten und eigene Impulse zu bremsen (z.B. eine Antwort zurückzuhalten, bis eine Frage zu Ende gestellt ist)
- Den Alltag gut zu strukturieren
- Sich für eine große Belohnung anzustrengen
- Größere Aufgaben zu planen und sinnvolle in
- kleine Schritte zu unterteilen
- Die emotionale Stimmung zu regulieren
Bei Jugendlichen kommt es allerdings häufig vor, dass man ihnen die für Kinder noch typische Unruhe („Zappelphilipp“) nicht mehr anmerkt. Jugendliche beschreiben oft ein Erleben von innerer körperlich-emotionaler Anspannung und Unruhe („Kribbeligkeit“).
Eine ADHS-Erkrankung neigt zur Chronifizierung und führt zu erheblichen sozialen Konfliktsituationen, Enttäuschungen und sozialen Nachteilen. Eine Behandlung sollte daher frühzeitig begonnen werden, um die nachteiligen Folgen zu vermeiden.
Ess-Störungen
Ess-Störungen zeigen sich durch verschiedene Verhaltensmuster.
Die drei Haupterkrankungen sind:
- Magersucht (Anorexia nervosa)
- Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa)
- Essanfälle (Binge-Eating-Störung)
Dass Vorkommen von körperlichen Begleitsymptomen bei Ess-Störungen ist typisch. Das Selbstwertgefühl ist wenig ausgeprägt und es bestehen viele Selbstzweifel und Unsicherheiten hinsichtlich der eigenen sozialen Rolle und der geschlechtlichen und sexuellen Identität.
Anorexia nervosa
Jugendliche mit einer Magersucht beschäftigen sich dauerhaft in Gedanken mit der eigenen Ernährung und dem eigenen Gewicht. Neben dem überwiegenden Hungern kommt es auch zu extrem intensiven sportlichen Aktivitäten oder auch zum Einsatz von Abführmitteln oder Appetitzüglern, um eine Abnahme des Gewichtes zu erreichen.
Obwohl die betroffenen Mädchen/Jugendlichen optisch und objektiv auffallend dünn sind fühlen sich trotzdem zum Teil viel zu dick. Das Essverhalten ist häufig ritualisiert und dass Verstecken von Essen kommt vor.
Bulimia nervosa
Das Hauptkennzeichen der Ess-Brechsucht sind ausgiebige Essattacken, auf die kurz darauf selbst herbeigeführtes Erbrechen erfolgt, um das Gewicht zu halten. Im Rahmen der Essattacke besteht meist ein psychischer Kontrollverlust, später treten häufig Ekelgefühle sowie Scham und Schuldgefühle auf. Deshalb wird in der Regel die Symptomatik verheimlicht. Als Auslöser der Essattacken finden sich Selbstwertzweifel, Überlastungsgefühle oder emotionale Konflikte.
Binge-Eating-Störung
Bei der Störung der reinen Essanfälle werden große Mengen an Lebensmitteln und Süssigkeiten gegessen. Auch bei dieser Störung besteht ein subjektiver Kontrollverlust. Auslöser können starke Emotionen, ungeklärte und belastende Konflikte sowie Selbstzweifel sein. Die Jugendlichen sind meist übergewichtig und zeigen zusätzlich depressive Symptome.