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Suchterkrankungen
bei Jugendlichen

Seit vielen Jahren sind Suchterkrankungen im Jugendalter zu einem zunehmenden sozialen, emotionalen und gesundheitlichen Problem geworden.

Suchterkrankungen entwickeln sich immer langsam und schleichend über Jahre, weshalb sie oft nicht leicht erkennbar sind.

Neben den stoffgebundenen Süchten (z.B. Alkohol, Cannabis, Kokain u.a.) sind die nicht stoffgebundenen Süchten (sog. Verhaltenssüchte) wie z.B. Computersucht, Mediensucht, Handysucht oder Spielsucht zu unterschieden.

Während Alkohol oder Drogen wie Cannabis oder Kokain zu schweren körperlichen und emotionalen Schädigungen führen kann es bei exzessivem Internet- und Medienkonsum zu erheblichen Auswirkungen auf die geistige und soziale Entwicklung kommen.

Vorsicht Suchtgefahr im Internet!

Am Anfang macht es viel Spaß und der Spieler wird intensiv und positiv verstärkt.  Danach muss aber immer mehr gespielt werden, um Erfolge und Glücksgefühle zu erreichen und Energie und Wertschätzung zu erhalten.

Onlinespiele werden bewusst so programmiert und gestaltet, dass der Benutzer durch die Intensität an das Spiel innerlich gebunden wird, wodurch das vorhandene Suchtpotenzial stimuliert werden kann. Entsteht daraus ein regelrechtes Suchtverhalten, kommen die Jugendlichen meist nicht mehr alleine aus dieser destruktiven Falle heraus.

In unserer Fachambulanz und in der Tagesklinik sind wir auf die störungsspezifische Diagnostik junger Menschen spezialisiert, bei denen eine Abhängigkeit im Umgang mit der Benutzung von Computern, Medien, Handys oder Spielen besteht oder sich entwickelt.

Folgende Kriterien (nach ICD-11 und DSM-5) sprechen für das Vorliegen einer Abhängigkeit:

  • Kontrollverlust
  • Zwanghafte Nutzung
  • Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
  • Toleranzentwicklung
  • Entzugserscheinungen
  • Verleugnung und Bagatellisierung
  • Fortgesetzte Nutzung trotz negativer Konsequenzen

Behandlungskonzept

Das Suchtverhalten der Jugendlichen erfüllt immer eine wichtige individuelle (Schutz-) Funktion, die auch vor dem Hintergrund des sozialen Kontextes (Familie, Schule, Peergroup) betrachtet und verstanden werden muss.

Auslösende und aufrechterhaltende Faktoren und wichtige emotionale und existenzielle Themen müssen identifiziert und bewertet werden. Insbesondere das eigene Selbstbild, das Selbstwertgefühl, die eigenen Autonomiebedürfnisse und die eigene Identität sind sehr wichtige Themen im Rahmen der psychotherapeutischen Behandlung.

Gemeinsam mit den Therapeuten wird im Behandlungsprozess ein psychosoziales Modell der Suchtentstehung konstruiert, um die emotionale und soziale Funktionalität der Sucht und den tieferen Sinn des Suchtverhaltens zu verstehen.

Die Jugendlichen werden im Behandlungsprozess ermutigt und unterstützt, sich aus den Zwängen und den destruktiven Auswirkungen der Sucht zu befreien. Das eigene Erleben und Verhalten kontrollieren zu können und das eigene Leben wieder nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu gestalten sind wichtige Therapieziele auf dem Weg zu einer zufriedenen Abstinenz bzw. zu einem nicht mehr schädlichem Umgang mit den angebotenen Medien.

Eltern- und Familiengespräche sind ein fester Bestandteil des Behandlungskonzeptes und haben das Ziel, das Familiensystem zu stabilisieren.

Das selbstbestimmte und erfüllte Leben ist das Ziel, das wir im Rahmen der Behandlung gemeinsam mit den Jugendlichen verfolgen.